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Sardinien zu Fuß entdecken
Oft wird Sardinien in erster Linie mit traumhaften Stränden und kristallklarem Meer assoziiert. Doch abseits der Küste verbirgt diese faszinierende Insel ein wildes und ungezähmtes Herz, ein beeindruckendes Hinterland, in dem die Natur noch das Zepter schwingt. Insbesondere die Barbagia mit ihren tiefgrünen Wäldern und der Supramonte, ein majestätisches Kalksteinplateau von schroffer und zugleich betörender Schönheit, ziehen Trekking-Enthusiasten magisch an. Für alle Wanderfreunde haben wir hier einige der reizvollsten Routen zusammengestellt, die es ermöglichen, atemberaubende Landschaften, bedeutende archäologische Zeugnisse und lebendige, jahrhundertealte Traditionen hautnah zu erleben.
Barbagia: das wilde und authentische Herz Sardiniens
Barbagia ist eine historische Region im Landesinneren von Sardinien, am Fuße des Gennargentu-Massivs. Um sie zu erreichen, kann man sich auf die Verbindungen von Grimaldi Lines verlassen, die die Strecken Civitavecchia – Arbatax und Livorno – Olbia anbieten. Beide sind ideal, um den östlichen Teil der Insel zu erreichen. Der Name „Barbagia“, der ihr von den alten Römern verliehen wurde, bedeutete „Land der Barbaren“ und zeugte vom Stolz und der Unabhängigkeit der Menschen, die dieses Gebiet bewohnten. Heute ist die Barbagia eine Schatztruhe mit unberührter Natur, alten Traditionen und Hirtenkultur.
Für Wanderer bietet dieses Gebiet Routen durch Wälder mit Steineichen, Kastanienbäumen und jahrhundertealten Eiben. Viele Wanderungen beginnen in unmittelbarer Nähe von Dörfern wie Orgosolo, Fonni, Oliena oder Aritzo, die dank ihrer traditionellen Feste, ihrer Küche und ihres typischen Kunsthandwerks eine starke kulturelle Identität bewahrt haben. Eine der faszinierendsten Wanderungen der Barbagia beginnt in Fonni, dem höchstgelegenen Dorf Sardiniens, und führt hinauf zum Monte Spada und Bruncu Spina, der mit 1829 Metern nach Punta La Marmora der zweithöchste Gipfel der Insel ist.
Der Weg zum Gusana-See hingegen bietet eine sanftere, aber ebenso beeindruckende Wanderung, die auch für Familien geeignet ist. Ein langes Stück geht es am Ufer des Stausees entlang, zwischen Korkeichen und den typischen Düften der mediterranen Macchia. Wer hingegen eine größere Herausforderung sucht, kann die Schluchten des Riu Flumineddu in der Nähe von Oliena erkunden oder den Bach hinauf zu den Quellen von Su Gologone wandern, die zu den spektakulärsten auf ganz Sardinien zählen.
Supramonte: ein Königreich aus Stein, Stille und unendlichen Panoramen
Wenige Kilometer weiter östlich geht die Barbagia in den Supramonte über, eine weite Hochebene aus Kalkstein, die sich zwischen den Gebieten von Oliena, Orgosolo, Dorgali, Baunei und Urzulei erstreckt. Es handelt sich um eine raue und wilde Gegend, die durch Dolinen, Höhlen, Schluchten und senkrechte Wände gekennzeichnet ist. Supramonte ist eine der abgelegensten und eindrucksvollsten Gegenden Sardiniens, und gerade diese Unzugänglichkeit macht ihn für Trekking-Fans so faszinierend.
Eines der Wahrzeichen des Supramonte ist Monte Corrasi, der mit seinen 1463 Metern über dem Meeresspiegel die Landschaft beherrscht. Der Weg zum Gipfel beginnt im oberen Teil von Oliena und führt durch Mondlandschaften mit windgebeugten Wacholdern und seltenen botanischen Endemiten. Vom Gipfel aus reicht der Blick bis zum Golf von Orosei. Der Weg verläuft über mehrere Kilometer entlang des östlichen Steilhangs und berührt alle wichtigen Orte des Gebiets, von Punta Ortu Caminu bis Punta Lolloine.
Die Gorropu-Schlucht: der zauberhafte sardische „Grand Canyon“
Eine der berühmtesten Wanderungen auf Sardinien ist der Ausflug in die Gorropu-Schlucht, eine Schlucht, die der Fluss Flumineddu im Laufe der Jahrhunderte gegraben hat. Das Gebiet befindet sich in Supramonte und bildet die Grenze zwischen den Gemeinden Urzulei und Orgosolo. Die Schlucht ist bis zu 500 Meter tief, mit senkrechten Wänden, die selbst die mutigsten Wanderer beeindrucken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Gorropu zu erreichen.
Der beliebteste Weg beginnt an der Brücke von Sa Barva in der Nähe von Dorgali und führt einige Stunden lang am Fluss entlang. Alternativ kann man die Schlucht auch von oben über den Genna-Silana-Pass erreichen, der an der SS 125 liegt. Diese Route ist kürzer, aber auch anstrengender, da der Rückweg komplett bergauf führt. In der Schlucht angekommen, wandert man zwischen riesigen Felsblöcken aus weißem Kalkstein, begleitet von einer Stille, die nur durch das Rauschen des Wassers und des Windes unterbrochen wird. Seltene Tierarten wie der Steinadler und das Mufflon, Symbole der sardischen Fauna, leben hier.
Baunei und Selvaggio Blu: der schwierigste Wanderweg Italiens
Für erfahrene Wanderer ist Selvaggio Blu (Wilder Blauer) das ultimative Abenteuer. Die Route verläuft entlang der etwa 50 Kilometer langen Küste zwischen Santa Maria Navarrese und Cala Gonone im Gebiet von Baunei; sie beginnt in Pedra Longa und endet in Cala Sisine und besteht aus fünf Etappen, die jeweils zwischen fünf und sieben Stunden Gehzeit erfordern. Er wurde 1987 von Peppino Cicalò und Mario Verin (Bergsteiger und Fotograf) konzipiert und gilt noch immer als eine der anspruchsvollsten Wanderungen Europas.
Selvaggio Blu verbindet Wandern, Klettern und Biwakieren an Orten, die oft keinen Empfang haben. Die Route windet sich durch Felsvorsprünge, steile Klippen und Wacholderwälder und führt auch an versteckten Buchten wie Cala Mariolu, Cala Goloritzé und Cala Sisine vorbei. Angesichts der technischen und logistischen Schwierigkeiten ist es ratsam, die Tour in Begleitung eines erfahrenen Führers zu bewältigen. All dies macht Selvaggio Blu zu einem wirklich einzigartigen Erlebnis, das Körper und Geist fordert. Es handelt sich nicht nur um eine Wanderung, sondern um ein vollständiges Eintauchen in eine ursprüngliche Natur, in der der Mensch nur ein vorübergehender Gast ist.
Kulturelles Trekking: zwischen Nuraghen, Domus de Janas und alten Traditionen
Beim Trekking in Barbagia und Supramonte geht es nicht nur um die Natur. Wenn man in dieser Gegend wandert, entdeckt man eine sehr alte Geschichte. Auf vielen Wegen findet man Überreste aus der Nuraghenzeit, Domus de Janas (prähistorische Gräber, die in den Felsen gegraben wurden) und Gräber der Riesen, Monumente, die in der Nuraghenzeit als Sammelgräber genutzt wurden. Ein Beispiel ist das nuragische Dorf Tiscali, das in einer versteckten Doline zwischen den Bergen von Dorgali und Oliena liegt.
Der Weg dorthin ist ein Abenteuer für sich: Er führt über Felsen und durch Wälder und mündet schließlich in einem Karstbecken, in dem sich die Ruinen eines geheimnisvollen Dorfes befinden. In den Dörfern spürt man jedoch noch das authentische Leben der sardischen Gemeinden. Im Herbst bieten Veranstaltungen wie Cortes Apertas die Möglichkeit, historische Häuser zu besichtigen, typische Produkte wie Pane Carasau, Pecorino-Käse und Cannonau-Wein zu probieren und an traditionellen Tänzen und Gesängen teilzunehmen, die von Hunderten von Touristen und Schaulustigen begleitet werden.
Fazit: Eine Wanderung in die tiefste Seele Sardiniens
Das Trekking in den Wäldern von Barbagia und auf den Hochebenen von Supramonte ist weit mehr als eine bloße sportliche Aktivität. Es ist eine tiefgreifende Erfahrung, die auf einzigartige Weise Natur, Kultur und Spiritualität miteinander verbindet. Auf diesen Pfaden zu wandern bedeutet, dem Rhythmus der eigenen Schritte zu folgen, dem Flüstern des Windes in den Steineichen zu lauschen und den uralten Geschichten nachzuspüren, die diese Landschaft durchdringen. Das Wandern auf Sardinien ist eine Einladung zur Entschleunigung, zur Entdeckung verborgener Schönheiten und zum stillen Staunen. Wer die authentische, abseits der Touristenpfade liegende Seite Sardiniens sucht und die Freude am Wandern teilt, für den ist dieser Teil der Insel ein absolutes Muss.
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